Im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld waren im zurückliegenden Jahr durchschnittlich 13.698 Menschen arbeitslos gemeldet, 2.495 mehr als noch im Jahr 2022. Das ist der höchste Wert in den letzten zehn Jahren. Frank Thiemann, Leiter der Agentur für Arbeit Coesfeld, betont: "Die konjunkturelle Entwicklung sorgte bei vielen Unternehmen für Unsicherheiten. In einzelnen Fällen mussten die Verantwortlichen Entlassungen aussprechen. Ein großer Teil dieses Anstieges lässt sich aber durch die Menschen erklären, die aus der Ukraine zu uns gekommen sind und im Laufe des Jahres nach und nach in die Jobsuche und damit auch in die Arbeitslosenstatistik aufgenommen wurden." So kletterte die Arbeitslosenquote gegenüber dem Vorjahr um 0,7 Prozentpunkte auf nun 4 Prozent.
Obwohl die Arbeitslosigkeit gestiegen ist, erhöhte sich gleichzeitig die Zahl der Menschen in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung auf Rekordniveau. Sie lag im Juni 2023 (aktuellster Stand der Daten) mit 234.953 auf einem neuen historischen Stand und damit um 2.451 höher als im Juni 2022. "Eine Entwicklung, die auf den ersten Blick etwas verwundert, wo doch die Arbeitslosigkeit gestiegen ist", so Rolf Heiber, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Coesfeld. Er erklärt jedoch: "Durch die Menschen aus der Ukraine kamen zusätzliche Personen auf den Arbeitsmarkt, was die gestiegene Arbeitslosigkeit zu großen Teilen erklärt. Gleichzeitig ist die Beschäftigung angestiegen, da vor allem Fachkräfte am Arbeitsmarkt sehr gefragt waren. Insgesamt konnten auch mehr Menschen aus der Arbeitslosigkeit heraus eine Beschäftigung aufnehmen. Außerdem wird die Möglichkeit der Teilzeitbeschäftigung stärker in Anspruch genommen", erklärt Heiber.
Deutlich gesunken ist die Anzahl gemeldeter Stellen. So meldeten die Personalverantwortlichen von Unternehmen im Jahr 2023 insgesamt 8.700 freie Stellen und damit 3.222 weniger als noch im Vorjahr. Das entspricht einem Rückgang um 27 Prozent. "Damit wird eine gewisse Zurückhaltung einiger Unternehmen deutlich," erklärt Agenturleiter Thiemann. Allerdings waren dennoch weiterhin sehr viele offene Stellen gemeldet. "Viele Stellen blieben leider häufig recht lange unbesetzt, weil es immer schwerer wird, passend qualifiziertes Personal zu finden. Besonders Fachkräfte waren sehr gefragt", betont er. Genau in dieser Nachfrage lag im zurückliegenden Jahr jedoch die Schwierigkeit. Überwiegend waren die arbeitslos gemeldeten Personen formal geringqualifiziert oder ohne Ausbildung, während die meisten Stellen an Fachkräfte gerichtet waren.
Die Arbeitsagentur hat daher im zurückliegenden Jahr weiterhin stark auf die Weiterbildung von Menschen gesetzt und hierfür rund 14 Millionen Euro investiert. "Da, wo die Menschen nicht die nötigen Qualifikationen mitbringen, versuchen wir, sie dabei zu unterstützen, diese zu erwerben", erklärt Thiemann und ergänzt: "So verbessern sie ihre Chancen am Arbeitsmarkt und können für die Arbeitgeber wichtige Fachkräfte werden." Die beiden Arbeitsmarktexperten betonten, dass nicht nur arbeitslose Menschen gefördert wurden, sondern auch Beschäftigte in den Unternehmen. "So können Talente, die bereits in den Firmen tätig sind, so qualifiziert werden, dass sie dort als Fachkraft eingesetzt werden können. Auch können berufliche Weiterbildungen unterstützt werden, die aufgrund veränderter Anforderungen an die Beschäftigung erforderlich werden," erklärt Heiber.
"Das Thema Fachkräftemangel in Folge der demografischen Entwicklung war in 2023 zwar nicht neu, es zeigte sich aber immer deutlicher," wie Thiemann sagt: "Wir werden diese Entwicklung nicht aufhalten können, aber wir können mit einzelnen Maßnahmen die Folgen eingrenzen." Neben der Qualifizierung von Arbeitslosen und Menschen in Beschäftigung sieht die Arbeitsagentur unter anderem auch die gezielte Zuwanderung von Ausländern und die schnellere Anerkennung von Abschlüssen bei Geflüchteten als wichtige Bausteine.
Auf das Jahr 2024 blickt die Arbeitsagentur etwas verhalten, wie Thiemann berichtet: "Im Jahrestrend gehen wir davon aus, dass die Arbeitslosigkeit leicht ansteigen wird, denn nach wie vor gibt es konjunkturelle Unsicherheiten." Bezogen auf den Fachkräftemangel werben beide dafür, dass Unternehmen mit der Arbeitsagentur Kontakt aufnehmen, um sich über die Möglichkeiten der Unterstützung genau informieren und beraten zu lassen.
Im Jahresschnitt lag die Arbeitslosigkeit im Kreis Borken um 1.635 Personen höher als noch im Vorjahr. Insgesamt waren im Jahr 2023 durchschnittlich 9.345 Menschen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote lag im Jahresschnitt bei 4,2 Prozent und damit um 0,7 Prozentpunkte höher als noch im Jahr 2022. Durch die Unternehmen und Verwaltungen wurden im zurückliegenden Jahr 5.542 freie Stellen bei der Agentur für Arbeit gemeldet, 2.200 weniger als noch im Vorjahr.