Vortrag zum Thema „Rassistische/Antisemitische Gewalt in Deutschland aus der Betroffenenperspektive“


Bengü Kocatürk-Schuster ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des DOMiD e.V. – Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland. Basierend auf Materialien aus der DOMiD-Sammlung, erzählte sie am Montagabend sechs einzelne Geschichten zu sechs Objekten aus dieser Sammlung. Darunter war beispielsweise ein Nagel aus einer Nagelbombe als Objekt der erschreckenden NSU Morde. Eine stachelige, silberfarbene Massagekugel wiederum erinnert an den rassistischen Brandanschlag am 26.08.1984 in Duisburg. Durch den Anschlag wurden sieben Menschen ermordet, davon vier Kinder, das jüngste 52 Tage alt. Ein Familienmitglied, das diesen Anschlag überlebt hat, nutzt die Massagekugel auf therapeutische Empfehlung, um den Schmerz über das abscheuliche Attentat umzuleiten. Ein kleiner, heller Glückstein ist das Objekt des Brandanschlags in Mölln, der in der Nacht auf den 23. November 1982 drei Todesopfer und neun Schwerverletzte forderte. Nach dem Bekanntwerden der Tat gab es zahlreiche briefliche Beileidsbekundungen für die betroffene Familie Arslan. Auch die zwölfjährige Sonja schrieb eine Beileidsbekundung und legte dem Schreiben den Glückstein für die Familie Arslan bei.

Neben diesen bewegenden Geschichten berichtete Bengü Kocatürk-Schuster, dass seit den 80ziger Jahren eine deutliche Steigung von Angriffen, Morden und Anschlägen zu verzeichnen ist. Seit 2019 wurden 219 Todesfälle zu rechter und rassistischer Gewalt gezählt. Die Dunkelziffer ist unbekannt, wird jedoch auf weitere mehrere hundert geschätzt. Diese Zahlen verdeutlichen noch einmal, wie wichtig die Aufklärung und das Eintreten für eine offene, tolerante und multikulturelle Gesellschaft ist.