Kommunaler Gebärdensprach-Avatar-Baukasten: digitale Barrierefreiheit für Gehörlose


Für die Mehrheit der Gehörlosen ist die deutsche Textsprache wie eine Fremdsprache. 70 % von ihnen sind laut Deutschem Gehörlosen-Bund (DGB) e.V. auf Übersetzungen in Gebärdensprache angewiesen. Eine echte digitale Teilhabe ist zudem unter aktuellen Rahmenbedingungen kaum möglich. Um dies zu ändern, können nun mit Hilfe des Beteiligungsprojektes „Kommunaler Gebärdensprach-Avatar“ (KGA) Verantwortliche bei Kommunen auch ohne Kenntnisse in Deutscher Gebärdensprache (DGS) Inhalte auf Ihren Webseiten barrierefreier ausgestalten.

Die Kölner Charamel GmbH hat das Beteiligungsprojekt „Kommunaler Gebärdensprach-Avatar“ (KGA) initiiert. Hierbei handelt es sich um Gebärdensprach-Videos mit einem Avatar, die als Baukasten-System angeboten werden. Dabei ermöglicht es der Baukasten Städten, Kreisen, Gemeinden und Bezirken, auch ohne eigenes Hintergrundwissen in Deutscher Gebärdensprache, Gebärdensprachübersetzungen durch einfaches Zusammenstellen von Textbausteinen zu erstellen. Die zusammengestellten Texte werden dann vom Avatar gebärdet und diese Videos lassen sich leicht per barrierefreiem Videoplayer in die kommunalen Seiten einbinden. Dabei werden die Videos BITV 2.0-konform (Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung 2.0) erstellt. Nutzende können sich die Videos in Originalgeschwindigkeit, aber auch schneller oder langsamer ansehen.

Die Funktionalitäten des sich aktuell noch in der Betaversion befindlichen Baukastens werden kontinuierlich weiter ausgebaut. Beta bedeutet, dass vereinzelnde Videos noch kleine Fehler enthalten können und noch nicht der endgültigen Version entsprechen, aber nach und nach verbessert werden. Für eine optimale Verständlichkeit erfüllt der Avatar alle Anforderungen, die von Gehörlosen bei Befragungen im Rahmen der KI-Forschung (Künstliche Intelligenz) gewünscht waren.

Die Kölner Charamel GmbH, unabhängiges Softwareunternehmen mit über 20-jähriger Erfahrung im Einsatz von Avataren, realisiert den KGA-Baukasten in enger Zusammenarbeit mit Gebärdensprach-Expert:innen sowie gemeinsam mit der Stadt Gronau und den anderen Kommunen.

Zu Beginn des Projektes wurden wichtige zu übersetzende Inhalte von den Kommunen zur Verfügung gestellt. Dies waren beispielsweise Informationen zur Bedienung der Website und zu den Online-Services (z.B. Beantragung eines Personalausweises). Diese von den Kommunen übermittelten Informationen wurden gesammelt und der Avatar mit diesen „angelernt“. Das langfristige Ziel ist eine KI-basierte (Künstliche Intelligenz) dynamische Text-zu-Gebärdensprach-Übersetzung. Dies bedeutet, dass es das Ziel ist, dass langfristig alle Texte einer Homepage mit dem Avatar eins zu eins übersetzt werden können, so wie es Übersetzungsprogramme tun: einfach den Text einfügen und in Gebärdensprache wiedergeben lassen.

Die Stadt Gronau ist bereits seit 2020 dabei die Webseite www.gronau.de barrierefrei zu gestalten. Neben der Erstellung von Inhalten in Einfacher und Leichter Sprache sowie technischer Anpassungen der Webseite sind die Gebärdensprach-Videos ein weiterer wichtiger Schritt bei der Umsetzung. Hier sind die Informationen der Stadt Gronau in Gebärdensprache zu finden und werden nach und nach ergänzt. Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter www.gebaerdensprach-avatar.de