Gedenkveranstaltungen zu den Novemberpogromen


Im Rahmen der „Woche der Erinnerung“ riefen am 09.11.2023 mehrere Organisationen in ganz Deutschland die Ereignisse der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 in Erinnerung.

Erinnerungsveranstaltung in Epe

Auch in Gronau und in Epe wurden damals Synagogen und jüdische Mitmenschen von den Angriffen nicht verschont.  Witterungsbedingt nahmen dies Schüler:innen der Euregio-Gesamtschule Epe um 10 Uhr in der St. Agatha Kirche zum Anlass, einen Kranz niederzulegen. „Normalerweise stünden wir am 9. November vor der Alten Synagoge an der Wilhelmstraße in Epe, wo sich in der Pogromnacht vom 9. zum 10. November grausame, unvorstellbare Szenen abspielten. Es ist so wichtig und richtig, dass wir heute an diese schrecklichen, unverzeihlichen Taten erinnern – an eines der finstersten Kapitel unserer deutschen Geschichte“, betonte der zweite Stellvertreter des Bürgermeisters, Werner Bajorath, in seiner Ansprache. Und mit diesem Erinnern setze man gemeinsam ein deutliches Zeichen: gegen Antisemitismus und gegen Fremdenfeindlichkeit. „Wer sich in der heutigen Welt umschaut, wird mehr als deutlich feststellen, dass auch und gerade heute ein Gedenken an das Inferno vor 85 Jahren unbedingt notwendig ist. Rechtsstaat und Demokratie sind keine Errungenschaften, die einmal erworben werden und dann selbstverständlich sind. Wir alle sind aufgerufen, uns zu erinnern und jeder Form von Antisemitismus entschieden entgegenzutreten und immer und überall den Anfängen zu wehren – ganz besonders in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen“, erklärte Bajorath weiter. Werner Bajorath bedankte sich bei allen Kooperationspartnern des Arbeitskreises „Woche der Erinnerung“, den Schüler:innen der Euregio-Gesamtschule Epe, die in einem Vortrag an die Opfer erinnerten, Herrn Weierink, der die  Gedenkveranstaltung musikalisch begleitete sowie dem gebürtigen Eperaner Herrn Dr. Böcker, der zum Thema Pogromnacht in Epe geforscht hat und den Anwesenden dazu berichtete.

Erinnerungsveranstaltung in Gronau

Mit einem Schweigemarsch vom Alten Rathaus-Turm zum Gedenkstein am ehemaligen Standort der Gronauer Synagoge startete um 17 Uhr auch in Gronau eine Gedenkveranstaltung. Sie wurde von Ahmet Sezer, dem Integrationsbeauftragte der Stadt Gronau, moderiert. An ihr beteiligten sich aktiv Schüler und Schülerinnen der Gesamtschule Gronau sowie erstmals auch des Werner-von-Siemens-Gymnasiums. „Wir alle wissen, dass Antisemitismus und rechte Ideologien nicht mit dem Nazi-Regime untergegangen sind. Leider müssen wir es immer wieder erleben, dass antisemitische Parolen ein Echo finden, dass mit Gewalt gegen Andersdenkende oder Andersgläubige vorgegangen wird. Das dürfen wir nicht hinnehmen“, forderte der dritte Stellvertreter des Bürgermeisters, Ludger Hönerlage, in seiner Rede hinsichtlich der aktuellen Geschehnisse in Deutschland. „Wir sind eine tolerante, eine offene, eine bunte Gesellschaft. Wir sind ein Ort für alle - unabhängig von Herkunft und Religion! Antisemitismus und Hass haben hier keinen Platz“, so Hönerlage. Sodann gab eine Gruppe der Gesamtschule Gronau den Juden, die Deutschland damals bereits verlassen hatten und um ihr Leben fürchteten, einen Namen. „Ich heiße Albert Einstein. 1921 erhielt ich den Nobelpreis in Physik. Weil die Nationalsozialisten mich wegen meiner jüdischen Abstammung hassten, kehrte ich nach einer Reise 1933 nicht mehr nach Deutschland zurück und ging nach Amerika. Hier wollte ich nicht mehr leben“, erzählte Talha. „Ich heiße Marianne Brilleslijper. So berühmt wie Albert Einstein und Thomas Mann bin ich nicht. Ich habe in meinem Haus in Amsterdam jüdische Menschen versteckt und so jeden Tag mein Leben riskiert. Wir wurden verraten. Ich kam nach Bergen Belsen, habe Anne Frank sterben gesehen. Das habe ich nie vergessen“, berichtete Dana. Darauf, dass sich die Schrecken der Vergangenheit niemals wiederholen dürfen, wiesen auch zwei Schülerinnen der Q2 des Werner-von-Siemens-Gymnasiums hin: „Es ist von entscheidender Bedeutung, die Wurzeln des Antisemitismus zu verstehen. Diese Form des Hasses ist historisch tief verwurzelt und wurde über Jahrhunderte hinweg genährt. Er entwickelte sich aus Vorurteilen, Stereotypen und Hass, der aufgrund von Religion, Ethnie und politischer Zugehörigkeit entstand. Die Geschichte lehrt uns, wohin dies führen kann. Aber sie zeigt auch, dass Veränderung möglich ist. Es ist an der Zeit unser Engagement für eine Gesellschaft ohne Hass zu erneuern und sicherzustellen, dass sich die schreckliche Vergangenheit nicht wiederholt.“  

Mit einem Vortrag von Dr. Manfred Böcker zum Thema "Kristallnacht", "Pogrom oder geplanter Gewaltexzess?" und "November 1938 in Epe" klingt die "Woche der Erinnerung" am 10. November im Walter-Thiemann-Haus aus. Beginn der Veranstaltung ist um 19 Uhr.