Mehr als 60 örtliche Fachkräfte aus 12 unterschiedlichen Professionen haben sich am Mittwochvormittag im Walter-Thiemann-Haus für das Netzwerktreffen „Frühe Hilfen“ zusammengefunden. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von Bernd Koch (Jugendamt der Stadt Gronau) und Claudia Mersmann (Sozialdienst katholischer Frauen) organisiert. Sie hatten gleich zu Beginn dafür gesorgt, dass die jeweiligen Tischnachbar:innen beruflich bunt gemischt ins Gespräch kommen konnten und führten zudem durchs Programm. Ziel der Frühen Hilfen ist es, förderliche Entwicklungsbedingungen für Kinder in ihren Familien zu schaffen und zu stärken, um ihnen von Beginn an ein möglichst gesundes und gelingendes Aufwachsen zu ermöglichen.
Um dieses Ziel zu erreichen, werden in Gronau seit Jahren sehr erfolgreich niedrigschwellige Bildungs-, Beratungs- und Unterstützungsangebote für werdende Eltern und Familien mit Säuglingen und Kleinkindern bis zum dritten Lebensjahr entwickelt, ausgebaut und koordiniert.
Und so fand die Dozentin des Fachtages, Frau Prof. Dr. Michaela Berghaus (Fachbereich Soziales FH Münster) viele lobende Worte über die hier vor Ort sehr intensiv gepflegte Netzwerkarbeit und die offensichtlich engen Kooperationen unterschiedlicher Dienste und Fachschaften. Zeitgleich machte sie deutlich, dass das Arbeiten an fruchtbaren Kooperationen einen immerwährenden Prozess darstellt. Schließlich ändern sich im Laufe der Zeit nicht nur gesetzliche Grundlagen und damit die möglichen, gemeinsamen Aufgabenstellungen, sondern eben auch die handelnden Personen.
Während üblicherweise die Optimierung des Kinderschutzes im Fokus der gemeinsamen Arbeit steht, wurde in der diesjährigen Veranstaltung der Blick verstärkt auf die Angehörigen gelenkt:
- Wie verhalten sich Eltern, wenn das Jugendamt droht ihre Kinder in einer Pflegefamilie oder in einer Jugendeinrichtung unter zu bringen?
- Welche Emotionen werden dabei freigesetzt?
- Was können die beteiligten Fachkräfte tun, um die Familien durch diese schwere Zeit optimal zu begleiten?
Da Frau Prof. Dr. Berghaus zu diesen Themenfeldern eine umfängliche Studie erarbeitet hat, konnte sie zahlreiche Rückmeldungen Betroffener in ihre Ausführungen einflechten.
Im Rahmen des regen, fachlichen Austausches wurde deutlich, wie wichtig es ist, zur Krisenbewältigung an gemeinsamen Lösungen zu arbeiten, die die Eltern nachvollziehen und möglichst auch mittragen können. „Es geht darum, eine gute Balance zwischen pädagogischen Hilfsangeboten und der notwendigen Kontrolle zu schaffen“, so Frau Berghaus. „Um in Gronau in diesem und in den Folgejahren möglichst zusätzliche Präventionsprojekte zum Thema Kinderschutz anstoßen zu können“, so die Jugendamtsleiterin Doris Ströing, „wurden im aktuellen Haushalt hierfür entsprechende Landesmittel eingeplant“. Sie forderte die Anwesenden, ebenso wie andere Gronauer Akteure des Kinderschutzes auf, ihre Projektideen mit dem Jugendamt zu teilen, um eine unbürokratische Anteilsfinanzierung abzusprechen.