Am Freitag, 18.08.2023, sind die Ratsmitglieder der Stadt Gronau gemeinsam mit dem Verwaltungsvorstand in die Geschichte Gronaus eingetaucht, um an die Stadtwerdung Gronaus vor 125 Jahre noch einmal zu erinnern. Bürgermeister Rainer Doetkotte begrüßte alle Teilnehmenden am Freitag im Ratssaal des Wirtschaftszentrums (WZG). Im Anschluss berichtete der Stadtarchivar in einem Vortrag über die Entwicklung Gronaus von der Entstehung ab 1365 bis zur Stadtwerdung 1898. Die gesamte Geschichte wird zudem auf Ausstellungstafeln festgehalten, welche über mehrere Wochen im Ratssaal zu sehen sein werden.
Nach dem Vortrag ging es für eine historische Stadtführung in die Gronauer Innenstadt. Hierbei berichtete der Stadtarchivar von bedeutenden Ereignissen, während wichtige Orte der Historie besucht wurden.
Zum Hintergrund
Gronau entstand ab 1365. Es gehörte zum Grafenhaus Steinfurt-Bentheim, später auch Tecklenburg-Rheda, lag aber im Kirchspiel Epe, welches dem Fürstbistum Münster zugehörig war.
Im 17. Jahrhundert entstanden aus Gronaus Zugehörigkeit zum Bentheimer-Steinfurter Grafenhaus und dem Bekenntnis zum evangelisch-reformierten Glauben intensive Beziehungen in die benachbarten Niederlande. Ab 1612 wurde zwischen Gronaus Gräften neues Bauland geschaffen, überwiegend für die niederländischen Zuwanderer. Deren Sprache und Kultur, aber auch ihre wirtschaftliche Tätigkeit prägten das anwachsende Städtlein in allen Lebensbereichen. Gronaus aufblühende Textilwirtschaft war ausschließlich auf niederländische Märkte ausgerichtet.
Die politische Zeitwende am Ende des 18. Jahrhunderts, die französische Herrschaft ab 1806 und die damals verhängte Kontinentalsperre änderten nichts an der engen Verflechtung des Gronauer Textilgewerbes mit dem niederländischen Markt.
Der Beginn der Gronauer Zeitwende wird auf 1854 datiert, als Mathieu van Delden durch die Gründung seines Unternehmens den Grundstein zur Gronauer Textilindustrie legte.
Die zunehmende Industrialisierung des Gronauer Raums belastete die Stadt. Seit 1850 hatte Gronau mehrmals vergeblich versucht, durch eine Erweiterung der Stadtgrenze die lokale Steuerkraft zu heben. Zuletzt scheiterte 1878 ein entsprechender Antrag und die Strukturprobleme blieben weiterhin ungelöst.
Am Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich der Gronauer Raum zu einer Industrielandschaft entwickelt, der die Voraussetzungen für eine geregelte kommunale Versorgung fehlten. Nachdem in Gronau über Jahrzehnte alle Bemühungen für eine Erweiterung der Stadtgrenze gescheitert waren, setzte man 1892 auf den fähigen Verwaltungsjuristen August Hahn. Diesem gelang es in den folgenden Jahren sämtliche Widerstände gegen die Stadterweiterung vor Ort aus dem Weg zu räumen und 1897 einen erfolgreichen Antrag bei der Regierung einzureichen. Zum ersten Bürgermeister des nun offiziell zur Stadt erhobenen Gronau wurde am 21. März 1898 der bisherige Amtmann Hahn gewählt.