Damit ist Gronau eine von über 60 Mitgliedsstädten des Deutschen Riga-Komitees, welches an das grausame Schicksal von mehr als 35.000 Menschen jüdischen Glaubens erinnert, die in der NS-Zeit nach Riga deportiert und im Wald von Bikernieki ermordet wurden. Darunter waren auch Jüdinnen und Juden aus Gronau und Epe.
Pandemiebedingt wurde der offizielle Festakt mehrmals verschoben und fand jetzt im Foyer der Gronauer Bürgerhalle im kleinen Teilnehmerkreis statt.
„Mit dem Beitritt der Stadt Gronau zum Riga-Komitee stellen wir uns klar gegen Antisemitismus, gegen das Vergessen – und machen uns stark für Toleranz und für Demokratie“, stellte Bürgermeister Rainer Doetkotte in seiner Ansprache heraus und betonte die wichtige Bedeutung der Erinnerungskultur.
Doetkotte dankte am Dienstag vor allem dem Förderkreis Alte Synagoge Epe e.V.. Dieser hatte den Bürgerantrag zum Beitritt gestellt, dem der Haupt- und Finanzausschuss in seiner Sitzung am 12. Februar 2020 einstimmig folgte. Auch waren Mitglieder des Fördervereins bereits im vergangenen Jahr in Riga vor Ort, um die Gedenkstätte und den dort aufgestellten Namensstein der Stadt Gronau zu besuchen.
„Es ist für unsere Gesellschaft; für unsere Zukunft wichtig, dass wir die Erinnerung an die Ereignisse der beiden Weltkriege und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wachhalten, damit wir daraus lernen und so etwas nie wieder in Deutschland und Europa passiert.“, betonte auch Regierungspräsidentin Dorothee Feller in ihrer Rede.
Winfried Nachtwei, Vorstandsmitglied von „Gegen Vergessen – Für Demokratie“, hielt einen Vortrag mit dem Titel „Nachbarn von nebenan – verschollen in Riga“, in dem er über die grauenvollen Taten in Riga und im Wald von Bikernieki berichtete. Auf seine Initiative entstand das Komitee, in dem sich Herkunftsstädte und -gemeinden der Opfer zusammengeschlossen haben, sich vernetzen und gemeinsam dafür sorgen, dass das Vergessen keine Chance hat. Am 30. November 2001 wurde deshalb im Wald von Riga Bikernieki an den 55 Massengräbern eine würdige Gedenkstätte eingeweiht. Dieser Ort soll neben Workcamps mit Jugendlichen und Aufklärungsarbeit die Erinnerung lebendig halten.
Zum Abschluss folgte die Unterzeichnung der Beitrittsurkunde. Außerdem trugen sich Regierungspräsidentin Dorothee Feller, Winfried Nachtwei und Heinz Krabbe (1. Vorsitzender Förderkreis Alte Synagoge Epe e.V.) in das Goldene Buch der Stadt ein.
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von dem Duo NIHZ (Sanna van Elst und Bobby Rootveld) aus Nordhorn.
Hintergrund
Die Repräsentanten von 13 deutschen Großstädten und der Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge gründeten am 23. Mai 2000 in Berlin das „Deutsche Riga-Komitee“.
Dieser erinnerungskulturelle Städtebund hat die Aufgabe, an die über 35.000 jüdischen Bürgerinnen und Bürger zu erinnern, die in den Jahren 1941/42 aus ihren Städten nach Riga deportiert und in ihrer überwiegenden Zahl im Wald von Bikernieki ermordet wurden. Das Deutsche Riga-Komitee fühlt sich in seiner Arbeit auch den mehr als 26 000 lettischen jüdischen Opfern verbunden, die in Rumbula ermordet wurden.
Erste Aufgabe des Komitees war die Errichtung einer würdigen Gräber- und Gedenkstätte für die Opfer. Die Anlage im Wald von Bikernieki wurde am 30. November 2001 eingeweiht.
Inzwischen sind über 60 Städte Mitglied im Deutschen Riga-Komitee. Für jedes Mitglied des Riga-Komitees wird im Wald von Bikernieki eine Namenstafel aufgestellt.