Das 30jährige Jubiläum war bereits in 2021 – doch aufgrund der Corona-Pandemie wurde das Jubiläum nur digital in einem kleinen Kreis am 24. April 2021 gefeiert. Die Hoffnung war da, dass die Jubiläumsfeierlichkeiten in 2022 im Rahmen des Nationalfeiertages in Ungarn organisiert werden konnte. So war die Freude groß, dass das Städtepartnerschafts-Jubiläum in Mezöberény gefeiert wurde.
Bürgermeister István Siklósi begrüßte am letzten Donnerstag die Gronauer Delegation im Rathaus von Mezöberény und betonte die gute Partnerschaft zwischen den Städten. 31 Gronauerinnen und Gronauer waren angereist und kamen mit dem Bürgermeister, Vertreterinnen und Vertreter des Rates der Stadt Mezöberény, Mitarbeitenden und Organisatoren und Lehrkräften des Gymnasiums ins Gespräch. Vorab war die städtische Delegation bereits zu Gast beim 50jährigen Jubiläum des ungarischen Tennis-Clubs. Anschaulich wurde die Vereinsgeschichte präsentiert, wobei neben vielen Fotos zur Geschichte des Vereins auch Dokumentationen der Begegnungen mit dem Tennisverein Grün-Gold Gronau einzusehen waren.
Der Freitag war mit 46 Grad in der Sonne der heißeste Tag. Abschrecken ließen sich die Gronauerinnen und Gronauer davon nicht. Bereits morgens war die Delegation zu Gast in der 1949 gegründeten und 2011 fertig gestellten Kinderbetreuungseinrichtung mit neuer angegliederter Kinderkrippe. Helle und modernisierte Gruppenräume sowie einen großen Garten bieten den Kindern viele Freiräume. In der hauseigenen modernen Küche wird das Essen frisch zubereitet: Am Freitag stand Erbsensuppe auf der Speisekarte, die von einigen Gronauern getestet und sehr gut befunden wurde.
Nach der Kinderbetreuungseinrichtung ging es weiter zur Nudelfabrik Familia Tézta in Mezöberény. Hier wurden die Gäste aus der Partnerstadt willkommen geheißen und mit zahlreichen Informationen zur Firmengeschichte versorgt. Seit 1992 ist das Familienunternehmen in Mezöberény tätig.
Das Heimatmuseum stand anschließend auf dem Programm der offiziellen Delegation. Die jahrhundertealte Geschichte von Mezöberény mit vielen Exponaten fand großes Interesse. Am Nachmittag blieb noch etwas Zeit für einen Besuch im Freibad – angesichts der hohen Temperaturen eine gute Abkühlung. Im Liget – einem kleinen Stadtwäldchen mit Bühne und Veranstaltungshaus – wurde ein buntes Kulturprogramm bis in die Abendstunden präsentiert.
Eingeladen waren die Gronauer Freunde am Samstag um 9 Uhr zu einem Gottesdienst anlässlich des St.-Stephans-Tags in der katholischen Kirche. Der Pfarrer begrüßte die deutschen Gäste und dankte ihnen für die Teilnahme am Gottesdienst.
Mit Fahrrädern ging es nach dem Gottesdienst zum Szekler-Tor am Liget. Aus der historischen Vergangenheit heraus wurde das Tor errichtet. Zum Nationalfeiertag wird dort der historischen Bedeutung des Gebietes „Siebenbürgen“ gedacht. Die ansässigen Bürgerinnen und Bürger in Mezöberény sprechen auch oft noch die deutsche Sprache.
Nach den traditionellen Tanzvorführungen wurde die deutsche Delegation mit einer Kutsche zu einem Bauernhof gebracht, der sich seit vielen Jahren der Tradition der nachhaltigen Landwirtschaft verschrieben hat. Pferde, Schweine und Schafe bereichern den Hof, der mit viel Liebe zum Detail seit mehreren Generationen geführt wird. Selbst hergestellte Produkte werden hier auf den Tisch gebracht – wovon sich die Delegation nach einem Rundgang über den Hof überzeugen konnte. Ein zweites Standbein des Hofes ist das Angebot von Reitferien und Freizeiten für Kinder und Jugendliche.
Mit dem Auto ging es dann zum Körös – einem Fluss mit zahlreichen Brücken. Eine davon diente dem jungen ungarischen Dichter und Volksheld Petöfi Sandór als Weg in die ungarische Revolution. Daran erinnert ein kleines Denkmal am Rande der Straße über die einstige Holzbrücke, die einer Eisenbrücke weichen musste.
Die Einladung für den Samstagmittag zur deutschen Gemeinde in Mezöberény ist traditionell. Im Garten des „Haus des Deutschen Vereins“ erwarteten die Mitglieder des Vereins die Gäste aus Gronau. Im Anschluss der Besichtigung des Heimathauses standen reichlich mit Obst und selbstgebackenen Kuchen Tische für alle bereit. Nach und nach kamen immer mehr Gäste, um den Festumzug bis zum Liget zu begleiten. Überrascht wurden alle von einem einsetzenden Regen – etwas, was es seit über 15 Jahren am Nationalfeiertag nicht mehr gegeben hat. Nach 46 Grad am Vortag kühlte es sich schnell auf rund 26 Grad ab. Mit dem „warmen“ Regen fand der Festumzug zum Liget dennoch statt. Dort auf der Bühne kamen die Majoretten zum Einsatz: Groß und Klein zeigten ihr Können. Bürgermeister Siklósi begrüßte vor einem großen Publikum die deutschen Gäste und überreichte den offiziellen Vertretungen eine Jubiläumsurkunde. Andrea Stenau-van Wüllen und Birgit Hüsing-Hackfort als Ratsmitglieder nahmen die Urkunde entgegen und dankten dem Bürgermeister und allen Beteiligten für die aktive Mitgestaltung der Städtepartnerschaft. In einem kleinen Rückblick ließen sie die Anfänge der Städtepartnerschaft Revue passieren. Sie betonten, dass gerade in Zeiten wie diesen der Zusammenhalt in Europa besonders wichtig ist. Jede Partnerschaft ist auf Zukunft gerichtet und braucht Kontakte und Engagement von Menschen.
Am Sonntag reiste die offizielle Delegation mit den Teilnehmenden Andrea Stenau-van Wüllen, Birgit Hüsing-Hackfort, Mechthild Odenbach, Hermann Schmeing, Carlotta Haben und den Verwaltungsmitarbeiterinnen Kira Dingeldey und Gabi Könemann bereits wieder nach Hause. Im Gepäck zahlreiche Eindrücke, Erlebnisse und Pläne für die Entwicklung der Städtepartnerschaft.
Ein großer Dank der Delegation richtet sich insbesondere an Bürgermeister István Siklósi, Judit Merz als Organisatorin sowie den Dolmetscherinnen Judit Sipós, Viktoria Kristóf und Judit Lohle.
Informationen zu Mezöberény:
Mezöberény liegt in Süd-Ost-Ungarn, im Komitat Békés. Die Kleinstadt mit 11.800 Einwohner:innen liegt in der südlichen Tiefebene.
Nach der Zerstörung der ersten Siedlung vor Ort durch die Türkenherrschaft, erfolgte die Neuansiedlung nach 1723 in drei Etappen durch Slowaken, Deutsche und Ungaren und es kam zu einem raschen Wachstum der Einwohnerzahl.
In den Zwei Weltkriegen erlitt Mezöberény große Verluste. Die Zwangsaussiedlung und der Austausch nationaler Minderheiten nach dem Zweiten Weltkrieg haben das ethnische Bild der Stadt neu gekennzeichnet. In den vergangenen 40 bis 50 Jahren kam es zur verstärkten Industrialisierung. Neue mehrstöckige Wohnhäuser wurden gebaut, 1962 das Gymnasium. 1989 hat Mezöberény das Stadtrecht erhalten.
Das allgemeine und deutsch-ungarisch bilinguale Gymnasium hat seinen guten Ruf weiter verstärkt. So lernen bis heute viele Einwohner:innen von Mezöberény die deutsche Sprache. Zudem gibt es eine Deutsche Gemeinde in der Stadt, welche die kulturellen Werte der ursprünglichen Deutschen Einwohner:innen bewahrt.
Neben 4 weiteren Partnerstädten hat Mezöberény eine Partnerschaft mit Gronau. Nach einigen privaten Besuchen von Gronauer:innen erfolgten Jugendaustausche und gegenseitigen Besuche von Verwaltungsmitarbeiter:innen. Aufgrund der Geschickte sowie der Deutschen Wurzeln vor Ort, sind die Austausche für beide Seiten eine große Bereicherung gewesen, sodass eine Partnerschaft 1991 offiziell besiegelt wurde. Im Jahr 2021 war das Jubiläum zur 30-jährigen Städtepartnerschaft, jedoch konnten die Feierlichkeiten aufgrund der Corona-Situation nicht stattfinden. Aus diesem Grund reiste eine offizielle Delegation der Stadt Gronau vom 18.08.2022 bis zum 21.08.2022 nach Mezöberény.
Der Besuch erfolgte zeitgleich mit dem Ungarischen Nationalfeiertag. Dieser wurde in Mezöberény über mehrere Tage mit den Feierlichkeiten „Berény Napok“ zelebriert. Aus diesem Grund wurde das Jubiläum mit den Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag verknüpft.