Levend Bacho ist Schüler der Fridtjof-Nansen-Realschule und stolperte im doppelten Sinne über die "Stolpersteine" bei der diesjährigen Putzaktion. Denn einer dieser Erinnerungssteine fehlt vor der Neustraße 28: Moses van Engel. Im Zuge der Sanierungsarbeiten in der Innenstadt wurde der Stolperstein entfernt. Steffen Smit, Mitorganisator der "Woche der Erinnerung", wollte es genau wissen und fragte für seinen Schüler beim Bürgermeister nach dem Verbleib des Steines. Nicht ohne Grund. "Im Sauerland sind fünf Stolpersteine während einer Baumaßnahme verschwunden", weiß der Lehrer von der Fridtjof-Nansen-Realschule zu berichten. Eine kurze Rückfrage im zuständigen Fachdienst der Stadtverwaltung brachte Klarheit. "Der Gedenkstein von Moses van Engel ist beim Rückbau gleich sicher verwahrt worden", so Bürgermeister Rainer Doetkotte zum Hinweis aus der Bürgerschaft. Die Mitarbeiter vor Ort haben gleich richtig gehandelt, dankt der Rathaus-Chef den Beteiligten. Auf Vorschlag von Steffen Smit befindet sich der Stein aktuell in einer Vitrine im Foyer des Rathauses. "Dort hat er einen würdigen Platz bis zum Wiedereinsetzen in der Neustraße", macht Rainer Doetkotte deutlich. Den Stein im Rathaus haben aktuell vier Jugendliche Levend Bacho, Lea Hoff, Marla Hoffstede und Carla Rörick gemeinsam mit ihrem Lehrer vor Ort in Augenschein genommen.
Die Erinnerungssteine werden alljährlich im Rahmen der "Woche der Erinnerung" durch Schülerinnen und Schüler gereinigt. Die Jugendlichen erfahren während dieses besonderen Stadtrundgangs Hintergründe über das Schicksal der aus Gronau und Epe stammenden jüdischen Bevölkerung in der Nazi-Zeit. Moses van Engel wurde 1891 in Gronau geboren und betrieb mit seiner Familie an der Ecke Neustraße/Schulstraße eine Metzgerei. Nach der Verwüstung ihres Hauses am 9. November 1938 floh die Familie kurze Zeit später in die Niederlande. Nach dem Verlust ihrer Heimat und des Eigentums wurde Moses van Engel 1941 nach Mauthausen deportiert und dort am 27. Oktober 1941 von den Nazis ermordet. Eine Hinweistafel ist dem ausgestellten Stolperstein durch die Jugendlichen der Gronauer Realschule in der Vitrine beigefügt worden, um die Lebens- und Leidensgeschichte des ehemaligen Gronauer Bürgers in bleibender Erinnerung zu behalten.
Auch an anderen Orten hat man ein Auge auf die Stolpersteine. So ein positives Beispiel aus dem letzten Jahr aus Enschede. Marion Röber kam bei Bauarbeiten auf der Boddenkampstraat in Gronaus Nachbarstadt mit den dortigen Bauarbeitern ins Gespräch, da eine Planke die Stolpersteine von Hedwig und Selma Marchand sowie von Leo Cohn verdeckte. Damit diese bei den anstehenden Arbeiten nicht verloren gingen, nahm sie sich der Stolpersteine an, bis diese von der Gemeente Enschede abgeholt und sicher bis zum Ende der Baumaßnahme eingelagert wurden.
Spurensuche eines "Stolpersteins": Marla Hoffstede, Lea Hoff, Levend Bacho und Carla Rörick mit ihrem Lehrer Steffen Smit von der Fridtjof-Nansen-Realschule halten den Erinnerungsstein von Moses van Engel im Gronauer Rathaus in Händen.
Eine Zusammenfassung zur Historie sehen Sie hier