Klimawandel und Klimaanpassung in Gronau
Die Grafik zeigt die sogenannten Wärmestreifen (Original: Warming Stripes) für Gronau von Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 (links) bis zum Jahr 2018 (rechts). Sie basieren auf einer Idee des Klimawissenschaftlers Ed Hawkins, der den Klimawandel für alle verständlich darstellen wollte. Die Grafik für Gronau wurde mithilfe einer Website der Zeit generiert.
Jeder Streifen steht für ein Jahr und seine Färbung spiegelt die jeweilige Abweichung der jährlichen Durchschnittstemperatur zur Durchschnittstemperatur der international vereinbarten Referenzperiode (1961 bis 1990) wider. Blautöne zeigen an, dass ein Jahr im Durchschnitt kälter war, während Rottöne wärmere Jahre kennzeichnen. So ist klar zu erkennen, dass es in Gronau in den vergangenen Jahrzehnten schrittweise wärmer geworden ist und dass sich die warmen und heißen Jahre in Gronau besonders seit der Jahrtausendwende häufen. Das kälteste Jahr in Gronau innerhalb der betrachteten Zeitspanne war 1888 mit durchschnittlich 7,6°C. Das wärmste war 2018 mit durchschnittlich 11,4°C. Die Jahre 2019 und 2020 waren beinahe genauso rekordverdächtig.
Weitere eindrucksvolle Grafiken und Animationen zur Entwicklung der globalen Temperatur, der CO2-Konzentration in der Atmosphäre und dem verbliebenen „CO2-Budget“ bietet die Website OpenClimateData (auf Englisch).
Warum wir uns an das Klima anpassen müssen
Der Klimawandel ist längst da. Das zeigt sich nicht nur in der vermehrten Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen, sondern auch in schleichenden Veränderungen, die das Leben in Deutschland nachhaltig verändern werden – auch hier in Gronau. Das geschieht auch dann, wenn wir jetzt erfolgreich Klimaschutz betreiben, denn die Treibhausgase, die sich bereits in der Atmosphäre befinden, werden noch viele Jahrzehnte oder Jahrhunderte lang wirken und unser Klima beeinflussen. Um uns gegen die bereits beobachtbaren und die zukünftigen Folgen des Klimawandels zu wappnen und ihren Einfluss auf uns zu minimieren, müssen wir jetzt Risiken vor Ort erkennen und Maßnahmen entwickeln.
Kommunen gehören zu den zentralen Akteuren der Anpassung an den Klimawandel, denn viele Folgen des Klimawandels zeigen ihre Wirkungen auf der lokalen Ebene. Städte und Gemeinden haben durch ihre Aufgaben in der Daseinsfürsorge vielfältige Handlungsmöglichkeiten. Beispielsweise liegen zentrale Bestandteile unserer Infrastruktur wie Straßen, Kanalisation, öffentliche Gebäude oder Krankenhäuser meist in kommunaler Hand.
Welche Risiken kommen auf uns zu?
Bereits jetzt ist ein Temperaturanstieg in der Region um Gronau zu verzeichnen. Die Anzahl von "Frost- und Eistagen" hat abgenommen, während die Zahl an "Sommertagen" und "Heißen Tagen" zugenommen hat (Temperaturkenntage).
In Zukunft ist eine Fortsetzung dieses Trends zu erwarten. Die Jahresmitteltemperatur in Gronau wird steigen. Es wird mehr Heiße und weniger Eistage geben. Die Niederschlagsmengen nehmen insgesamt zu, im Sommer jedoch ab, sodass mehr Trockenperioden zu erwarten sind. Wie stark sich das Klima in Zukunft verändern wird, hängt jedoch stark vom weiteren weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen ab. Je nach Szenario kann Gronau im Vergleich zur Periode 1971-2000 mit +1,1°C bis +1,8°C bis 2060 und 1,0°C bis 3,5°C bis 2100 rechnen.
(Für Quellenangaben siehe Klimaschutzkonzept)
Gesundheit und Hitze
Ein sich änderndes Klima hat vielfältige direkte und indirekte Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Beispielweise können Infektionskrankheiten und Allergien sich weiter verbreiten sowie die Symptome bestehender Herz-Kreislauf und Atemwegserkrankungen sich verstärken. Auch fördert der Klimawandel Extremwetterereignisse wie Stürme oder Hochwasser, die sowohl eine Gefahr für Leib und Leben darstellen als auch zu psychischen Belastungen führen können. (Umweltbundesamt 2019)
Besonders Hitzeereignisse stellen eine immer häufiger eintretende Belastung für die Menschen in Gronau dar (siehe Zunahme der Heißen Tage, Tabelle 5). Hohe Temperaturen beeinträchtigen das Wohlbefinden, die Schlafqualität und die Leistungsfähigkeit der Bevölkerung (LANUV 2021d). Besonders empfindlich sind Menschen, die sich weniger gut anpassen und den Hitzefolgen aktiv entgegensteuern können. Hierzu gehören ältere Menschen, chronisch Kranke, kleine Kinder, Schwangere, isoliert lebende Personen sowie Personen, die hauptsächlich im Freien arbeiten. Für sie kann Hitzebelastung nicht zu unterschätzende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Sie kann zu Dehydrierung führen und so das Risiko für Thrombosen und andere Herz-Kreislauferkrankungen steigern. Hitzestress kann zudem akut lebensbedrohliche Beeinträchtigungen des Herz-Kreislaufsystems hervorrufen. (Umweltbundesamt 2019)
Die Gruppe der hitzeempfindlichen Personen nimmt in Zukunft weiter zu. Zwar nimmt die Zahl der unter 6-Jährigen bis 2040 im Vergleich zu 2018 um rund 18 % ab, jedoch steigt die Anzahl an über 65-Jährigen im gleichen Zeitraum um knapp 42 % (IT.NRW 2022). Bereits jetzt sind 17% der Gronauer Bevölkerung über 65 Jahre alt (siehe Abbildung 1).
Das Gesundheitsrisiko durch Hitzebelastung ist in dicht bebauten Stadtgebieten besonders hoch (Umweltbundeamt 2019). Um die Risiken einer Überhitzung auf dem Stadtgebiet besser einschätzen und in zukünftige Planungen einbeziehen zu können, hat die Stadt Gronau eine Stadtklimaanalyse in Auftrag gegeben. Auf Basis von Berechnungsmodellen wurden die thermischen Wirkkomplexe auf dem Stadtgebiet errechnet und in Kartenform dargestellt. Die Stadtklimakarte zeigt die thermische Situation der Siedlungs- und Gewerbeflächen, die bioklimatische Bedeutung der Grün- und Freiflächen auf dem Stadtgebiet und den Kaltluftzufluss. Die Karte ist zum einen Grundlage für eine qualifizierte klimaangepasste Stadtplanung und zum anderen zentral für die effektive Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der klimatischen Situation.
Hochwasserschutz
Die oben beschriebene Veränderung der Niederschlagsmuster kann die Gefahr für Überschwemmungen in Gronau erhöhen. Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW (MULNV) stellt Daten zum Hochwasserrisiko der Kommunen in NRW bereit. Für drei Szenarien wurden Hochwasserkarten zur Verfügung gestellt:
- HQhäufig: Hohe Wahrscheinlichkeit (im statistischen Mittel alle 10-20 Jahre)
- HQ100: Mittlere Wahrscheinlichkeit (im statistischen Mittel alle 100 Jahre)
- HQextrem: Niedrige Wahrscheinlichkeit (im statistischen Mittel deutlich seltener als 100 Jahre)
Eine Hochwassergefährdung für die Bevölkerung besteht in Gronau und Epe ab HQ100. Bei HQhäufig werden lediglich landwirtschaftlich genutzte (Retentions-)Flächen überflutet. Ab HQ100 werden größere Siedlungsgebiete überflutet. Ohne technische Hochwasserschutzmaßnahmen wären hiervon 390 Einwohner:innen betroffen. Bei HQextrem werden Gewerbe- sowie weitere Siedlungsgebiete, insbesondere große Teile der Gronauer Innenstadt, überflutet. In diesem Szenario wären ohne technische Hochwasserschutzmaßnahmen 3160 Einwohner:innen betroffen. (MULNV 2019)
Im August 2010 überflutete das letzte „Jahrhunderthochwasser“ das Stadtgebiet (Bültmann 2020). Nach extremen Niederschlägen war die Dinkel über die Ufer getreten und hatte weite Teile der Eper Innenstadt sowie die Bahnhofstraße in Gronau überschwemmt. Zudem wurde das St. Antonius Hospital von den Wassermassen bedroht. In Folge dieses Hochwasserereignisses wurden zahlreiche Hochwasserschutzmaßnahmen durchgeführt. Unter anderem wurden Schutzwall des Krankenhauses erhöht und ca. 40.000 m3 Retentionsraum durch verschiedene Renaturierungsmaßnahmen geschaffen. Zudem wurde ein Hochwasseralarmplan entwickelt, um die frühzeitige Erkennung und Einleitung von Abwehrmaßnahmen bei Hochwassergefahren zu ermöglichen.
Eine für den Hochwasserschutz problematische Situation ist, dass das Kanalnetz in Gronau ein Mischwassernetz ist, in das zudem nicht-klärungsbedürftige natürliche Fließgewässer eingeleitet werden. Entsprechend droht das Kanalsystem bei größeren Niederschlagsmengen zu überlasten. Eine Maßnahme, die Abhilfe schaffen soll, ist die Maßnahme E-5 im Klimaschutzkonzept.
Wasserwirtschaft
Neben häufigeren und extremeren Starkregenereignissen haben veränderte Niederschlagsmuster vor allem im Sommer auch Trocken- und Dürreperioden zur Folge. Die Wasserversorgung ist anfällig gegenüber solchen klimatischen Veränderungen. Zudem sorgen höhere Temperaturen dafür, dass der Wasserbedarf für Landwirtschaft, Industrie, Energiewirtschaft und Trinkwasserversorgung steigt. Schließlich sinkt die Wasserverfügbarkeit, wenn die Wasserentnahme im Sommer nicht mehr durch Grundwasserneubildung im Winter ausgeglichen werden kann (LANUV 2021d).
Gronau verfügt aktuell über eine ausreichende Wasserversorgung (Stadt Gronau 2018). Für das Land NRW wird allerdings von verringerten Grundwasserständen und einer rückläufigen Grundwasserneubildung ausgegangen (LANUV 2021d). Die untenstehende Abbildung stellt die prognostizierte Entwicklung der Grundwasserneubildung auf dem Gronauer Stadtgebiet dar. Laut Prognose ist die Grundwasserneubildung in Teilen des Stadtgebiets zunehmend und in anderen rückläufig. Langfristig ist jedoch überwiegend mit einer bedeutenden Reduktion der Grundwasserneubildung und damit der Wasserverfügbarkeit zu rechnen.
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft ist besonders vom Klimawandel betroffen. Ihre Erträge werden durch Änderungen des Niederschlags, der Temperatur und der CO2-Konzentration in der Luft direkt beeinflusst. Neben den möglichen negativen Folgen Trockenstress und verminderte Nährstoffversorgung können sich längere Vegetationsperioden positiv auf den Ertrag auswirken. Im Bereich der Viehzucht wirkt sich Hitzestress auf das Tierwohl sowie die Qualität- und Quantität der Milch- und Fleischproduktion aus. Ein wärmeres Klima begünstigt außerdem ein häufigeres Auftreten von Schädlingen und Krankheitserregern, die die Ernte sowie die Viehzucht beeinträchtigen können. Zudem können häufiger auftretende Extremwetterereignisse den Ernteertrag reduzieren. Insgesamt sind durch die klimatischen Veränderungen somit überwiegend negative Auswirkungen auf die Qualität und Quantität der Lebensmittel zu erwarten. (LANUV 2021d)
Bereits jetzt beobachtet der landwirtschaftliche Ortsverband Gronau, dass Ackerbau mit verlässlichen Erträgen immer anspruchsvoller wird. Die Betriebe gehen daher vermehrt dazu über, Ertragsstabilität statt Ertragssteigerung anzustreben. Hierzu werden bereits Anpassungsmaßnahmen getroffen. So wählen die Landwirt:innen robustere Sorten, wasserschonende Bodenbearbeitung und bauen humusfördernde Zwischenfrüchte an. Allerdings ist die Anpassungsmöglichkeit der Landwirtschaft begrenzt. Sollten die Klimaziele aus dem Pariser Abkommen (deutlich unter 2°C) nicht erreicht werden, können die Auswirkungen auf die Landwirtschaft so kritisch ausfallen, dass die Anpassungsfähigkeit der Landwirtschaft eingeschränkt wird (BMEL 2019).
Wald- und Forstwirtschaft
Auch Wald und Forstwirtschaft sind besonders vom Klimawandel betroffen. Lange Planungs- und Entwicklungszeiträume erschweren die Anpassung. Die Veränderung der Temperaturen und Niederschlagsmuster beeinflusst die Standort- und Wuchsbedingungen und damit die Bandbreite der geeigneten Baumarten. Dies verändert die Artenzusammensetzung in Waldökosystemen. (LANUV 2021d)
Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich bereits deutlich in den Dürre-, Hitze- und Käferschäden. Seit dem extremen Dürrejahr 2018 ist der Wald in NRW in einem schlechten Zustand, der sich in Vitalitätsverlusten bis hin zum Absterben der Bäume zeigt und so seit dem Beginn der Erhebungen 1984 noch nicht aufgetreten ist. Auch wenn das Jahr 2021 den Negativtrend nicht fortsetzte, ist die Situation nach wie vor sehr ernst und eine erneute Verschärfung der Lage ist mit jedem weiteren Dürrejahr zu erwarten. Von dieser Entwicklung sind zahlreiche Baumarten betroffen. Der umfangreichste Schaden ist bei der Fichte zu beobachten, die, geschwächt von der Trockenheit, seit 2018 von einem extremen Borkenkäferbefall betroffen ist und flächenweise abstirbt. Stand 2021 sind 113.000 ha Fichtenbestände in NRW ausgefallen. (MULNV 2021b)
In Gronau als waldarme Stadt spielt die Forstwirtschaft eine vergleichsweise geringe Rolle.
Biodiversität
Die sich ändernde Klima gestaltet die Lebensräume von Tieren und Pflanzen neu. Besonders gefährdet sind die Lebensraumtypen der Feuchtgebiete und Waldlebensraumtypen. Zum einen ändert sich die Verbreitung und Ausdehnung von Lebensräumen. Zum anderen ändert sich ihre Beschaffenheit und damit das verfügbare Nahrungsangebot sowie die Beziehungen zwischen den Arten. Gegenseitige Abhängigkeiten von Arten können durch die Änderungen der Lufttemperatur auseinanderlaufen. Zudem können vermehrt Schadorganismen auftreten und vom veränderten Klima geschwächte Pflanzen befallen. Kälteliebende Arten werden seltener während wärmeliebende Arten in NRW einwandern und heimisch werden.
Gronauer Stimmen zum Klimawandel
Extremwetterereignisse
Der Gronauer Ortsverband des Technischen Hilfswerks beobachtet eine Häufung an Einsätzen nach Stürmen und Starkregenfällen in den letzten Jahren. „Uns fehlen exakte wissenschaftliche Vergleichsdaten, aber die Häufung ist augenscheinlich.“, sagt Ralf Kosse vom THW Gronau. „Stürme und Hochwasser an den Küsten und einigen der großen Ströme Deutschlands sind dem THW aus seiner Geschichte nichts Neues, aber die Häufung von Jahrhundert- und Jahrtausendhochwassern der letzten 25 Jahre sind extrem.“ Auch die Feuerwehr stellt fest, dass Einsätze zu extremen Wetterereignissen in unregelmäßigen Abständen erhöht auftreten. Speziell für Gronau erkennt sie aber noch keine Tendenz vermehrter Unwetter.
Die Gronauer Innenstadt ist durch den Lauf der Dinkel durchs Zentrum sowie die dichte Bebauung und den Versiegelungsgrad besonders gefährdet. „Bei extremen Regenfällen kann es schon mal vorkommen, dass die Dinkel über die Ufer tritt.“, sagt Martin Bültmann von der Feuerwehr Gronau. „Nachdem die Regenrückhaltebecken vollgelaufen sind, kommt es in seltenen Fällen zur Überschwemmung einzelner Straßen.“ Seit 2015 ist dies zwei Mal vorgekommen, im Mai 2016 und im Mai 2018. Auch starke Schneefälle, wie sie noch im Februar 2021 stattfanden, werden vom Klimawandel begünstigt.
„Was wir generell bei all dem beobachten: die Extremwetterereignisse heutzutage sind eher lokaler begrenzt, dafür aber umso heftiger.“, sagt Ralf Kosse. „Als Beispiel sei der Starkregen 2014 in Münster und Greven genannt: Gronau bekam damals kaum etwas ab. Das Schneechaos 2005 war auch auf die Orte um Gronau begrenzt, ähnlich war es bei Stürmen. Das macht die Vorbereitung und Vorhersage deutlich schwieriger.“
Schleichende Veränderungen
Trockenheit und Hitze sind außerdem ein großes Problem für den Wald. Die jährliche Veränderung des Belaubungszustandes gibt Aufschluss über den Zustand des Waldes in NRW. Der Waldbestand in Gronau leidet ebenfalls unter der Trockenheit. Alfred Borgmann von Forstdienstleistungen Gronau pflanzt auf städtischen Waldflächen möglichst verschiedene Arten, denn „wir müssen sehen, was die Zukunft bringt“ und welche Arten sich als widerstandsfähig genug erweisen.
Auch in der Landwirtschaft sind Veränderungen zu beobachten. Starkregen ebenso wie extrem trockene Sommer sind eine Herausforderung für Landwirtinnen und Landwirte. „Ackerbau mit möglichst verlässlichen Erträgen wird immer anspruchsvoller.“, sagt Michael Hewing, Ortsverbandsvorsitzender der Landwirtschaftskammer. „Immer mehr Landwirte entscheiden sich bei der Sortenwahl der eingesäten Kulturen für robustere Sorten.“ Als Antwort auf die Trockenheit wird außerdem weniger gepflügt. „So wird dem Boden weniger Wasser entzogen.“ Diese Anpassungsmaßnahmen gehen einher mit Bemühungen des Berufsstandes im Klimaschutz durch Maßnahmen wie die Nutzung Erneuerbarer Energien.
Für Gronaus Gewässer sind die Erhöhung der Wassertemperatur und die längeren Trockenperioden im Sommer ein besonderes Problem. „Warmes Wasser bindet weniger Sauerstoff.“, sagt Artur Zimmermann von der Fischergemeinschaft Gronau. „Heimische Fischarten wie zum Beispiel Bachforelle und Groppe verlieren ihren Lebensraum.“ Auch sind Kleingewässer wie der Goorbach bereits wiederholt ausgetrocknet. „Durch das Austrocknen von Gewässern verschwinden komplette Jahrgänge aquatischer Lebensformen. Auch ein Neubesatz mit Fischen wäre sinnlos, da die Nahrungsgrundlage, wie Insekten oder Schnecken, fehlt. Selbst Eisvogel, Wasseramsel und viele andere finden dann keine Nahrung.“, erklärt Zimmermann. Durch kleinere Gewässertiefen und -flächen sind Fließgewässer wie die Dinkel besonders betroffen. Unter den hochsommerlichen Temperaturen kommen sie fast zum Stillstand. „Das bedeutet für viele Lebewesen sehr großen Stress beziehungsweise Todesgefahr. Spezielle Problemzonen sind Goorbach, Glane und viele Kleingewässer, da sie in Sommern, wie in den letzten drei Jahren, trockenfallen.“ Hinzu kommt, dass eingeschleppte beziehungsweise ausgesetzte Fische und andere invasive Arten durch die Überwärmung nun geeignete Bedingungen vorfinden und heimische Bestände verdrängen.
Die Trockenheit kann außerdem Brände fördern. Großbrände sind nach Ralf Kosses Erfahrung zwar kein neues Phänomen in Gronau und auch eine Häufung sei lokal noch nicht erkennbar, aber „die letzten drei sehr trockenen Sommer zeigen die mögliche Richtung.“ Die Gronauer Venn-Gebiete sind besonders dadurch gefährdet, dass Löschwasser fehlt. Dieses muss im Brandfall erst aufwendig herbeigeschafft werden.
Bisherige Maßnahmen zur Klimaanpassung
Hochwasserschutzmaßnahmen
Bereits umgesetzte Maßnahmen zum Hochwasserschutz umfassen unter anderem die Erhöhung von Uferwänden in der Innenstadt, die Anlegung von Flutmulden oder auch einen Hochwasseralarmplan für die Dinkel.
Klimarobuste Begrünung
Bei Fällung eines im B-Plan festgesetzten Baumes soll dieser durch eine klimaresiliente Art ersetzt werden. Mit der Pflanzung von Arten, die widerstandsfähiger gegen Trockenheit und Hitze sind, soll die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Neupflanzungen den klimatischen Bedingungen standhalten können. Außerdem werden junge Straßenbäume mit Bewässerungssäcken unterstützt.
Grün statt Grau
Bei dem Projekt "Grün statt Grau - Gewerbegebiete im Wandel" geht es darum, Gewerbegebiete nachhaltiger zu gestalten. Die Corona-Pandemie hat den Erfolg des Projekts bisher gedämpft, allerdings liegt darin mittelfristig großes Potenzial für die Klimaanpassung.